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Bobrowski, Johannes: Die Sarmatische Ebene

Portre of Bobrowski, Johannes

Die Sarmatische Ebene (German)

Seele,
voll Dunkel, spät -
der Tag mit geöffneten 
Pulsen, Bläue -
die Ebene singt.
 
Wer,
ihr wogendes Lied,
spricht es nach, an die Küste
gebannt, ihr Lied:
Meer, nach den Stürmen,
ihr Lied - -
 
Aber
sie hören dich ja,
lauschen hinaus, die Städte,
weiß und von altem Getön
leise, an Ufern. Deine
Lüfte, ein schwerer Geruch,
wie Sand
auf sie zu.
 
Und
die Dörfer sind dein.
Dir am Grunde grünend,
mit Wegen,
schmal, zerstoßenes Glas
aus Tränen, an die Brandstatt
gelegt deiner Sommer:
 
die Aschenspur,
da das Vieh geht
weich, vor dem Dunkel,
atmend. Und ein Kind
folgt ihm
pfeifend, es ruft
von den Zäunen
die Greisin ihm nach.
 
- - -
 
Ebene,
riesiger Schlaf,
riesig von Träumen, dein Himmel
weit, ein Glockentor,
in der Wölbung die Lerchen,
hoch -
 
Ströme an deinen Hüften
hin, die feuchten
Schatten der Wälder, unzählig
das helle Gefild,
 
da die Völker geschritten
auf Straßen der Vögel
im frühen
Jahr ihre endlose Zeit,
 
die du bewahrst
aus Dunkel. Ich seh dich:
die schwere Schönheit
des ungesichtigen Tonhaupts
- Ischtar oder anderen Namens -,
gefunden im Schlamm.



Uploaded byP. T.
Source of the quotationhttp://www.haeselbarth.com

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