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Hofmannsthal, Hugo von: Die rose und der schreibtisch

Portre of Hofmannsthal, Hugo von

Die rose und der schreibtisch (German)

Ich weiß, daß Blumen nie von selbst aus offnen Fenstern fallen. Namentlich nicht bei Nacht. Aber darum handelt es sich nicht. Kurz, die rote Rose lag plötzlich vor meinen schwarzen Lackschuhen auf dem weißen Schnee der Straße. Sie war sehr dunkel, wie Samt, nochschlank, nicht aufgeblättert, und vor Kälte ganz ohne Duft. Ich nahm sie mit, stellte sie in eine ganz kleine japanische Vase auf meinem Schreibtisch und legte mich schlafen.

Nach kurzer Zeit muß ich aufgewacht sein. Im Zimmer lag dämmernde Helle, nicht vom Mond aber vom Sternlicht. Ich fühlte beim Atmen den Duft der erwärmten Rose herschweben und hörte leises Reden. Es war die Porzellanrose des alt-wiener Tintenzeuges, die über irgend etwas Bemerkungen machte. 'Er hat absolut kein Stilgefühl mehr', sagte sie, 'keine Spur von Geschmack'. Damit meinte sie mich. 'Sonst hätte er unmöglich so etwas neben mich stellen können." Damit meinte sie die lebendige Rose.



Uploaded byP. T.
Source of the quotationhttp://www.litde.com

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