Bachmann, Ingeborg: Das erstgeborene Land
Das erstgeborene Land (German)In mein erstgeborenes Land, in den Süden zog ich und fand, nackt und verarmt und bis zum Gürtel im Meer, Stadt und Kastell.
Vom Staub in den Schlaf getreten lag ich im Licht, und vom ionischen Salz belaubt hing ein Baumskelett über mir.
Da fiel kein Traum herab.
Da blüht kein Rosmarin, kein Vogel frischt sein Lied in Quellen auf.
In meinem erstgeborenen Land, im Süden sprang die Viper mich an und das Grausen im Licht.
O schließ die Augen schließ! Preß den Mund auf den Biß!
Und als ich mich selber trank und mein erstgeborenes Land die Erdbeben wiegten, war ich zum Schauen erwacht.
Da fiel mir Leben zu.
Da ist der Stein nicht tot. Der Docht schnellt auf, wenn ihn ein Blick entzündet.
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