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Huchel, Peter: Hinter den Weissen Netzen des Mittags

Portre of Huchel, Peter

Hinter den Weissen Netzen des Mittags (German)

Nicht kamst du von den vier Quellen,
Die einst ein Schicksal umflossen.
Doch hinter den weißen Netzen des Mittags
Warst du der Schatten der Nymphe
Mit meerkühlen Augen,
Ein Sternbild auf der Hüfte,
In keiner Himmelskarte zu finden.

Die Sterne verlöschen.
Nicht zähle die Jahre, zähle die Stunden.
Du schrittest unter Felsen den Weg.
Es wehten die weißen Netze des Mittags.

Unrast der Ferne,
Sinkender Himmelsstrich.
Das Licht vor der Küste
Zersplittert am Wind.
Und immer noch
Die rauhe Klage, erstickt
Im salzigen Rauch der Felsen:

Ich schwamm vor der Brandung
Und sah die Insel.
Da riß mich hinab
Der eisige Sog,
Mich schleudernd
Durch Feuer mitten im Wasser.
Mein Mund berührte das schwarze Gras
Und grub sich ein in purpurne Schatten.

Zwischen Himmel und Klippe
Die Drift der schreienden Vögel.
Ich lag am Strand,
Gefesselt im Garn der Algen,
Mit brennender Lippe
Vor einer Muschel.



Uploaded byRépás Norbert
PublisherSuhrkamp Verlag AG, ISBN: 9783518240618
Source of the quotationNicht-exklusive Abdruckgenehmigung für: "Hinter den weißen Netzen des Mittags", "Der Rückzug", "Psalm", "Winternebel", "Schnee", "September", aus: Peter Huchel, Gesammelte Werke in zwei Bänden. Band I: Die Gedichte. RNr.:SV109388
Bookpage (from–to)122-123
Publication date

minimap