Winternebel (German)
Weidend geht im Abendwinde um den Teich die Nebelgeiß. Wo sie rupft die blassen Kräuter, weht im nassen Schilf ihr Euter, dampft der Boden milchig weiß.
Mond umspinnt die Pappelbäume, fahl erglänzt das letzte Blatt. Aus der Hürde der Gespenster sprang die Geiß und äugt am Fenster, weidet sich am Zwielicht satt.
Langsam grasend zieht sie weiter, leckt das Eis als wär es Salz, streift den Zaun mit weichem Felle. Stößt ihr Horn, tönt keine Schelle an dem nebeldünnen Hals.
Willst du Baum und Mond verschlingen, Tier der Finsternis und fremd? Bittrer Dunst erstickt die Lichter, dächerwärts steigt Nebel dichter, der die Sterne überschwemmt. Uploaded by | Répás Norbert |
Publisher | Suhrkamp Verlag AG, ISBN: 9783518240618 |
Source of the quotation | Exklusive Abdruckgenehmigung für: "Hinter den weißen Netzen des Mittags", "Der Rückzug", "Psalm", "Winternebel", "Schnee", "September", aus: Peter Huchel, Gesammelte Werke in zwei Bänden. Band I: Die Gedichte. RNr.:SV109388 |
Bookpage (from–to) | 68-68 |
Publication date | 20.05.2017 |
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