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Kunert, Günter: Von Leuten, die es überall gibt

Portre of Kunert, Günter

Von Leuten, die es überall gibt (German)

Bei einem Waldbrand
faseln sie von der Schönheit des Laubes.

Der fernen Länder rauchende Vulkane, denen
Tod und Verderben entquillt, finden sie
malerisch.

Am Panzerwagen prüfen sie mit dem Nagel
den grünen Lack, ob er haltbar ist
und dem ihres eigenen Autos gleicht.
Im letzten Krieg zerstörten sie
Das halbe Europa bis auf die Fundamente, doch
erinnern sie sich
nur noch des Kognaks in Saint-Nazaire und
der süßen Himbeeren am Wolgaufer.

Jedes System kennt sie: die Leute, die
nichts sind als das. Dienstbar
jedem und jeglichen. Einmal mehr murrrend und
einmal weniger.

Der Sozialismus, in dem sie leben, ist ihnen
geläufig von den Inschriften an den Fabriken,
von der Grußformel
auf den Briefen, die sie unterzeichnen.

Auch die schönen Künste wissen von ihrem
Wirken: der
elend unter dem Knüppel der Schergen
Gefallne scheint gestorben, damit
sie
ein flottes Bild davon fertigen: Markig und
musklig.

Denn
von allen Dingen entdecken sie einzig:
die Schale.
Und begehren allein diese. Und dringen
bis zum Kern
nie.

Sie haben
nur einen Feind, der sie quält und
peinigt, sie belauert und angreift,
dessen hauptquartier sie vergeblich suchen,
weil
es getarnt liegt und einbetoniert
fast unangreifbar im
eigenen Kopf.



Uploaded byP. T.
Source of the quotationhttp://cezartradukoj.blogspot.hu

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