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The page of Zambor, Ján, German Reception

Image of Zambor, Ján
Zambor, Ján
(1947–)

Reception

Charakteristik des Werkes
Von dem in den ersten Sammlungen repräsentierten traditioneller empfundenen Hintergrund und der Bildsprache arbeitete sich Zambor zu einem modernen Dichter vor, der die essentielle Situation des menschlichen Seins reflektiert. Bei ihm dominieren Themen von Liebe und Tod, die widersprüchliche Bedeutungen haben, in unablässiger Konfrontation des Subjekts mit der konfliktreichen Außenwelt. Die Liebe begreift er als den grundlegenden reinigenden Wert, um den man ständig kämpfen muss. Der Konfliktreichtum dringt auch in die traditionellen Themen von Heim, Familie, Heimatland ein, die Ausweg und Sicherheit voller neuer Bedeutungen der gegenwärtigen komplizierten Welt sind. In der Sammlung Unter dem giftigen Baum erklingt ein neues Element in Zambors Schaffen: Ironie und Selbstironie. Das mythische Motiv des Baumes ermöglicht es ihm, die Mehrdeutigkeit des Lebens in seiner Vielgestaltigkeit, der Pracht, ja der Großartigkeit, aber auch in seiner Bösartigkeit und der verborgenen Heimtücke auszudrücken. Es ist ein Symbol der Festigkeit, der Fähigkeit des lyrischen Subjekts, den Stürmen und Unsicherheiten des Lebens zu widerstehen. Hier erklingen auch tragische Untertöne des Unverstehens, der Vereinsamung.
In der Sammlung Sopran der Regentropfen reagiert der Dichter auf die brutale Gegenwart mit der Feinheit der Form und der Verteidigung der dauerhaften menschlichen Werte: der Schönheit, Zärtlichkeit und Kunst. Die Natur nimmt er nicht als eine Kulisse wahr, sondern über die Summe zwischenmenschlicher Beziehungen und Bedeutungen im Prozess ihrer Wahrnehmung. Näher sind ihm Stille und Schweigen als eine laute Poesie, sein Gedicht trotzt der Gegenwart, „dringt trotz allem in sie ein”. Als Dichter einer klassischen Orientierung und eines geschliffenen Geschmacks kultiviert er unterschiedliche Genres, gebraucht verschiedene Rhythmen, Reime und Wortspiele.
Als Übersetzer, Essayist und Literaturtheoretiker steht er in ständigem Kontakt mit den führenden slowakischen und ausländischen Dichtern. Bewusst nutzt er die intertextlichen Zusammenhänge aus, aber entscheidend ist stets, ob sie zum Gebrauch für das gegebene Thema oder die Bedeutung geeignet sind. Formale Vielgestaltigkeit unterstützt die semantische Variabilität und bringt das Bemühen des Autors um ein Fungieren in den weitesten Kontexten des menschlichen Seins zum Ausdruck, aber auch die Fähigkeit, jedwede strophische oder rhythmische Gestaltung zu beherrschen. Geduldig wartet er den Zeitpunkt ab, da die gebrochenen Flügel – das einende Motiv der Sammlung – zum Konzert zusammenwachsen. Das Gedicht erhält in seiner Darbietung die Form virtuoser Nummern, künstlerischer Dokumente über den Menschen an der Schwelle des Jahrtausends.

Zum Autor
Zambor ist trotz allem ein optimistischer Dichter, der an die bessere Seite im menschlichen Charakter glaubt. So ist sein lyrisches Subjekt auch in den Grenzsituationen des menschlichen Seins. Wenn er deshalb zum Beispiel auch ganz sachlich auf die Unausweichlichkeit des individuellen, biologischen Untergangs des Einzelnen hinweist, wie auch auf die Möglichkeit des kollektiven Todes bei einer Atomexplosion, taucht aus der Unterströmung seines Gedichts am Ende zumindest eine dünner Quell von Glauben an den gesunden Verstand des Menschen und an seinen humanistischen Kern auf. (Pavol Plutko)

Ján Zambor gelang es im großen Maße, das Grundregister der Probleme des heutigen Menschen in seinen individuellen, privaten und gesellschaftlichen Bindungen zu erfassen. Die Sammlung Das Pferd in der Siedlung kommt in vielem einem synthetischen Bild des Heute nahe. Für die Entwicklung der slowakischen Lyrik der achtziger Jahre ist sie ein bedeutender Beitrag. (Igor Hochel)

Der Autor über sich
In meiner Vorstellung ist das heutige Gedicht ein Bild des Menschen und der Welt (auch wenn grob analytisch, nichts vortäuschend), zugleich aber der Versuch um ein Übergreifen, um Erneuerung, ein Notruf. Auch das Bedauern über die verlorene Reinheit und Ganzheitlichkeit ist noch die Sehnsucht danach. Auch auf den Scherben einer zertrümmerten Welt  blinkt ein Tropfen Hoffnung auf, nach dem wir greifen können wie der Ertrinkende nach dem Strohhalm. Wir müssen in uns selbst dieses Licht entzünden. Wahrlich, die Glaubwürdigkeit eines Gedichts setzt die Sehnsucht nach dem Licht voraus, trotz des Bewusstseins der Dunkelheit, anders gesagt, der Krisenhaftigkeit und des Chaos der menschlichen Situation.

Auszeichnungen
Ján-Hollý-Preis (für Nachdichtung, 1981, 1986)
Zora-Jesenská-Preis (für Nachdichtung, 2000)
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