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Mörike, Eduard: Schön-Rohtraut

Portre of Mörike, Eduard

Schön-Rohtraut (German)

 Wie heißt König Ringangs Töchterlein?

Rohtraut, Schön-Rohtraut.

Was tut sie denn den ganzen Tag,

Da sie wohl nicht spinnen und nähen mag?

Tut fischen und jagen.

O daß ich doch ihr Jäger wär'!

 Fischen und Jagen freute mich sehr.

   - Schweig stille, mein Herze!

 

Und über eine kleine Weil',

 Rohtraut, Schön-Rohtraut,

So dient der Knab' auf Ringangs Schloß

In Jägertracht und hat ein Roß,

Mit Rohtraut zu jagen.

O daß ich doch ein Königssohn wär'!

Rohtraut, Schön-Rohtraut lieb' ich so sehr.

   - Schweig stille, mein Herze!

 

 

Einsmals sie ruhten am Eichenbaum,

Da lacht Schön-Rohtraut:

 < Was siehst mich an so wunniglich?

Wenn du das Herz hast, küsse mich!>

  Ach! erschrak der Knabe!

Doch denket er: «Mir ist's vergunnt»,

Und küsset Schön-Rohtraut auf den Mund.

 - Schweig stille, mein Herze!

 

Darauf sie ritten schweigend heim,

   Rohtraut, Schön-Rohtraut;

Es jauchzt der Knab' in seinem Sinn:

 «Und würdest du heute Kaiserin

   Mich sollt's nicht kränken!

Ihr tausend Blätter im Walde wißt,

Ich hab' Schön-Rohtrauts Mund geküßt!

 - Schweig stille, mein Herze!»

 



Uploaded bySzalki Bernáth Attila
Source of the quotation33 Gedichte
Bookpage (from–to)36-37
Publication date

minimap